Werkstattbericht von Simon Borner

Aus Maddraxikon

Der Werkstattbericht von Simon Borner wurde von Simon Borner im September 2019 erarbeitet und im Heft MX 515: Im Maar der Dämonen abgedruckt. Er wird mit Erlaubnis des Bastei-Verlags auch hier zur Verfügung gestellt.


Sagenhaft Maddrax!
Ein Werkstattbericht von Simon Borner

Beginnen wir mit einem Geständnis. Ich, Simon Borner, habe mir die Handlung dieses MADDRAX-Romans gar nicht selbst ausgedacht. Sondern abgeschrieben.
Ja, richtig gelesen – ich habe geklaut.
Bei Kollegen.
Bei talentierten Kollegen.
Man nennt sie sogar legendär ...

Spulen wir ein wenig zurück, um das zu erklären. Seit einigen Jahren schreibe ich – mit einigem Erfolg und noch größerer Freude, wie ich gern zugebe – eine feine kleine Kinderbuchserie namens „SAGENHAFT EIFEL! Abenteuer in einer fantastischen Region“. Warum? Aus zwei Gründen: Ich bin Eifler, und ich mag die Eifel.
Ich mag ihre Landschaft, ihre Menschen ... und ihren verblüffend reichen Sagenschatz. Meiner ganz und gar unironischen Meinung nach ist der Legendenschatz der Eifel ein Füllhorn an Ideen und spannenden Geschichten, gegen das selbst der „Herr der Ringe“ aussieht wie ein fleischgewordener Taratzenfurz. Doch, doch – da dürft ihr mich gerne zitieren.
Nur: Wann immer ich in der Region auf Lesereise war, um in Schulen, Buchhandlungen und Büchereien meine Kinderbücher zu präsentieren, musste ich feststellen, dass viele junge Eifler unserer Zeit die alten Geschichten, die mir meine Oma noch erzählte, gar nicht mehr kannten. Kinder, die tagtäglich an der Burg Olbrück vorbeifahren, die direkt neben der Teufelsschlucht wohnen oder die vom Fenster ihres Klassenzimmers das Weinfelder Maar sehen können, wissen heute nicht mehr, was für fantastische Legenden an eben diesen Schauplätzen spielen!
Ich beschloss, dies zu ändern.
Mit „SAGENHAFT EIFEL!“ lasse ich daher seitdem diese Sagen und Legenden neu aufleben. In der Gegenwart und in Geschichten, wie sie dem jungen (und dem nicht ganz so jungen) Lesepublikum von heute gefallen. Wer wissen möchte, wie mir das gelingt, kann sich in jeder Buchhandlung überzeugen, denn inzwischen umfasst die Reihe stolze sechs Bücher (und sechs von mir gelesene Hörbücher), und ein Ende ist nicht in Sicht.

Auftritt Maddrax. Bei einem kollegialen Gespräch unter zwei Träumern schlug MX-Mastermind Mad Mike mir vor, die sagenhafte Eifel doch auch in MX mal genauer zu beleuchten. Ob ich Interesse hätte, mit Matt und Aruula eine Runde durch meine alte Heimat zu drehen?
Und ob ich das hatte! Ich stürzte mich auf die äußerst willkommene Aufgabe und wusste auch schon bald, welche Sage den passenden Rahmen für ein solches Abenteuer bieten konnte.
Womit wir dann beim eingangs erwähnten Ideenklau wären. Denn: Die wilde Geschichte vom bösen Ritter, den Mönchen und dem Maar der Teufel, auf der das Drehbuch der Berliner Filmtruppe um H.P. Liebwerk fußt, stammt nicht aus meinen kleinen grauen Zellen. Sie ist eine Legende, die man sich in der Gegend rund um den Laacher See – ebenfalls keine Erfindung von mir, sondern direkt neben Andernach zu finden – seit Ewigkeiten erzählt. Ob sie wahr ist? Keine Ahnung. Wenn ihr euch traut, dann stellt euch doch mal in einer Vollmondnacht ans Ufer des Laacher Sees und schaut, was passiert. Ich kann nur eines garantieren: Lavadrachen wurden dort noch nie gesichtet.
Wer nach der Lektüre von „Im Maar der Dämonen“ noch nicht genug vom Laacher See und seinen Geheimnissen hat, dem kann ich übrigens gleich doppelt weiterhelfen. Zum einen spielt dort auch mein für den Deutschen Phantastik-Preis nominierter SE!-Roman „Der Spuk vom Laacher See“, und zum anderen verewigte ich den Landstrich und seine wilde Historie schon vor knapp zehn Jahren in einem PROFESSOR-ZAMORRA-Roman mit dem Titel „Monstermaar“. Ich wünsche hier wie dort viel Spaß bei der Lektüre und würde mich freuen, euch bei Gelegenheit auch wieder eine (mehr oder weniger) sagenhafte MX-Geschichte erzählen zu dürfen. Denn: Es war mir eine Ehre!

Simon Borner, im September 2019

PS: Ach, eins noch! Bei SAGENHAFT EIFEL! beende ich jeden Roman mit einem kleinen Faktencheck, der die Wahrheit hinter der Fantasie offenlegt und die Leser animieren soll, die Schauplätze der Geschichten aus nächster Nähe zu erleben. Vielleicht funktioniert das ja auch hier? Das da unten wären jedenfalls die nötigen Fakten für euren eigenen Besuch in meiner Heimat. Grüßt den See von mir, okay? Und ... auch von Maddrax.

Der Laacher See zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen in Rheinland-Pfalz. Er ist gut drei Quadratkilometer groß und einundfünfzig Meter tief. Trotz seiner Lage und seiner vulkanischen Entstehungsgeschichte ist er kein Maar und auch kein Kratersee, sondern eine sogenannte Caldera. Er entstand vor etwa 13.000 Jahren. Maare, wie man sie etwa in der Gegend von Daun sieht, entstanden durch vulkanische Gasexplosionen. Der Laacher See geht allerdings auf den Einsturz einer Magmakammer zurück. Man sagt, dass unter seinem Boden noch heute glühende Lava auf den nächsten Ausbruch warte.
Seit 1935 zählen der See und seine Umgebung als Naturschutzgebiet. Hier kann man campen, Boot fahren, wandern und sogar angeln.

Das Benediktinerkloster Maria Laach liegt unmittelbar neben dem Laacher See. Die hochmittelalterliche Abtei gehört zur Gemeinde Glees. Besonders ihre sechstürmige Basilika zählt zu den schönsten Baudenkmälern des Landes. Man nennt sie manchmal „Laacher Münster“.
Auf dem Gelände der Abtei befinden sich heute mehrere kleine Betriebe, unter anderem eine Gärtnerei, eine Buchhandlung und ein Biobauernhof nebst Hofladen. Besonders berühmt ist die umfangreiche Klosterbibliothek mit ihren über 260.000 Werken, die meist zum Bereich der Religionswissenschaften zählen.
Die MADDRAX-Serie zählt leider (noch) nicht dazu. ☺

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

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