Die Truveers oder Masique liegt in der Luft: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. November 2019, 19:05 Uhr

Die Truveers oder: »Masique liegt in der Luft« wurde von Timothy Stahl im Juni 2001 erarbeitet und in MX 41: Tribute to the King abgedruckt. Es war ebenfalls auf dem alten verlagseigenen MX-Portal zu finden, bis dieses 2017 nach einem Hackerangriff abgeschaltet wurde, und wird mit Erlaubnis des Bastei-Verlags auch hier zur Verfügung gestellt.


Die Truveers
oder: »Masique liegt in der Luft«

Hauptfiguren wie Matthew Drax und Aruula sind natürlich die Helden und Säulen einer Serie. Aber auch Nebenfiguren können mehr sein als bloße Wasserträger, und im Idealfall sind sie sogar – um bei obigem Bilde zu bleiben — die Stützen des Gefüges. Oftmals entwickeln sie sich zu den besonderen Lieblingen des Autors, dessen Fantasie sie entsprungen sind. Sie sind zunächst weniger klar umrissen und mithin ausbaufähiger als die festen Charaktere der Serie: Während die Hauptfiguren im Detail ausgearbeitet sein müssen, damit jeder im Team ein deutliches Bild von ihnen hat und in den Romanen keine gravierende Unterschiede in ihrer Beschreibung und ihrem Verhalten zu Tage treten (würde ihnen jeder Autor seinen individuellen Stempel aufdrücken, hätten wir sehr schnell Helden mit mehrfach gespaltenen Persönlichkeiten), bedeuten Nebenfiguren für den Autor also vor allem: Freiheit! Man kann ein bisschen spielen mit ihnen. Man darf ihnen ihren ganz eigenen Lauf lassen – und sich davon überraschen lassen, wo sie denn nun hin marschieren. Denn tatsächlich haben manche Figuren einen eigenen (Dick-)Kopf, und den setzen sie, wenn man sie denn lässt, auch durch.
In etwa so erging es mir mit den Truveers, den doch recht geheimnisvollen Barden unserer postapokalyptischen Serienwelt, deren erster Vertreter in Band 27 »Ruf des Blutes« mit von der Partie war und die im vorliegenden Roman wieder eine Rolle spielen.

Besagter erster Vertreter war Jonpol Sombriffe, der, wenn man so will, virtuell geboren wurde. Im Forumsbereich unserer Website (www.maddrax.de) gibt es einen Thread, in dem LeserInnen eigene Ideen vorschlagen können. Ein Fan mit dem Nickname »Darkclaw« regte dort an, doch mal einen Barden mitspielen zu lassen. Die Idee gefiel mir, da ich schon immer ein Faible für diese fahrenden Sänger und Spielleute hegte, und siehe da – schon in meinem nächsten Roman fand sich ein Plätzchen für einen Troubadour, besagten Jonpol Sombriffe (der zunächst übrigens Jonpol Ge'ringo heißen sollte, eine Verballhornung der Vornamen der vier Beatles, dann aber zu Ehren von Darkclaw »Sombriffe« genannt wurde – »sombre« = franz. für »düster, dunkel« und »Griffe« = franz. für »Klaue«.
Der Begriff »Truveer« ist eine Abwandlung des Wortes »Trouvère«, das der Duden als Bezeichnung für »[nord]franz. Minnesänger des 12. u. 13. Jahrhunderts« führt. Das ursprünglich angedachte »Bards« schien mir zum einen etwas einfallslos, weil es lediglich das englische Wort für »Barden« oder auch »Sänger« ist, außerdem klang es mir zu sehr nach einem kleinen gelben Rotzlümmel aus Springfield ... ;o)

Bei der ersten Begegnung zwischen Matt Drax und Jonpol Sombriffe wird der Truveer wie folgt beschrieben: »Das Gesicht seines Gegenübers jedoch zeigte einen fast bronzenen Teint und seine scharfen Züge und die dunklen Augen ließen in Matt die Vermutung keimen, dass sich unter den Ahnen dieses Mannes amerikanische Ureinwohner befunden haben mussten. Dafür sprachen auch das lange Haar, schwarz und glänzend wie das Gefieder eines Raben, sowie die lederne Kleidung und der auffallende Schmuck des Mannes.«
Wer bei diesen Worten an Indianer denkt, liegt nicht ganz falsch. In der Tat stand das uramerikanische Volk mit seiner Mystik ein klein wenig Pate, vielleicht nicht zwingend für die Truveers insgesamt, aber zumindest doch für Jonpol. Dennoch, der Fantasie des Lesers sei hier hinreichend Raum für ein eigenes Bild gelassen, will meinen: Jonpol Sombriffe muss keineswegs aussehen wie Winnetou! Ich persönlich halte die äußere Erscheinung einer Romanfigur ohnedies für eher nebensächlich; wichtiger sind mir ihr Charakter und wie sie sich über ihr Handeln definiert. Wird die Figur dadurch für den Leser lebendig, dann wird es ihm auch nicht schwerfallen, im Geiste ein dazu passendes Gesicht zu sehen.
Der Name Jonpol spricht sich ähnlich aus wie »Jean-Paul«, in Anlehnung ans Französische also; das passt einerseits zum Ursprung des Wortes Truveer, andererseits auch zur Herkunft Jonpols, der dem eigenem Bekunden zufolge aus »Nuu'oleens« in »Loisaana« stammt (damit sind New Orleans und der heutige US-Bundesstaat Louisiana gemeint, wo die französische Sprache ja durchaus verwurzelt ist).

Nun verbrachte Jonpol Sombriffe in Band 27 zwar einige Tage an der Seite unseres Helden und spielte im Geschehen eine nicht unerhebliche Rolle, dennoch haben wir längst nicht alles über ihn erfahren und über die Truveers nicht viel – und das hat sich mit dem vorliegenden Roman nicht wesentlich geändert. Was wir wissen, beruht in erster Linie auf Jonpols eher mysteriöse Andeutungen sowie auf Matts Beobachtungen und Spekulationen.
Demnach ziehen die Truveers gewissermaßen als Nachfahren der Troubadoure des europäischen Mittelalters durch das Amerika einer düsteren Zukunft, um Geschehnisse jedweder Art (vorzugsweise freilich abenteuerliche!) zu bezeugen oder mitzuerleben, um sie andernorts vor Publikum – ggf. dramatisch aufpoliert – zum Besten zu geben. Damit verdient sich der Truveer seinen Lebensunterhalt; nicht nur in Form von Zahlungsmitteln, er akzeptiert auch Kost und Logis als Lohn. Damit pflegt ein Barde des 25. Jahrhunderts also durchaus den Lebensstil seiner »Altvordern«, die im weiteren Sinne ja auch so etwas wie Reporter ihrer Zeit waren.
Jonpol – wie auch viele andere seiner Gildengenossen – erzählt seine Moritaten nicht einfach nur, er »illustriert« sie gerne mit Schaustücken und Zeichnungen, außerdem begleitet er sich dabei musikalisch bzw. setzt Pausen und füllt sie mit Melodien. Zu diesem Zweck führt er eine Reihe von Instrumenten mit sich, von denen wir bisher allerdings erst eines explizit »gesehen« haben: eine selbst gebaute (und wohltönende) Panflöte aus etwa zwanzig aneinander gereihten Pfeifen, gefertigt aus verschiedenen Materialien, darunter Holz und Metall.
Die Instrumente, sich selbst und den Rest seiner (wohl eher spärlichen) Habe transportiert Jonpol auf seinem Reittier, einem Aneetah – ein mutierter Ameisenbär. Jonpol kann seinen (übrigens weiblichen) Aneetah zu sich rufen, indem er auf der Panflöte eine kurze Melodie spielt, die an Beethovens »Für Elise« erinnert ... (zugegebenermaßen ein kleiner Gag: die blaue Trickfilm-Elise lässt grüßen!).
Jonpol ist keine Kämpfernatur, aber auch kein Hasenfuß. Er zieht die Rolle des Beobachters der Abenteuer anderer vor. Seine Neugier allerdings bringt ihn mitunter selbst in gefährliche Situationen, in denen er sich dann aber selten mit Gewalt behilft, sondern eher mit Witz und Verstand, mit Worten und »Masique«.

Diese Masique nennt Jonpol die »Kunst meiner Gilde« — und sie ist eines der großen Geheimnisse der Truveers. Dem reinen Wort nach handelt es sich dabei schlicht um eine französisch angehauchte Verquickung von »Magie« und »Musik«. De facto benutzt Jonpol die Masique, um Gegner in Trance zu versetzen oder einzuschläfern, und er bringt damit auch schon mal ein renitentes Reittier zur Räson; entweder spielt er entsprechende Melodien auf seiner Flöte oder pfeift sie einfach nur. Matt erinnern sie ein wenig an das »New-Age-Gedudel« unserer Zeit.
Was es mit dieser Masique allerdings genau auf sich hat und wozu sie sonst noch nutze ist, das haben wir bislang nicht erfahren. Aber – um ein bisschen ins Blaue zu spekulieren – denkbar wäre, dass manche Truveers im Umgang mit Masique und der Nutzung ihrer Möglichkeiten fortgeschrittener sind als Jonpol Sombriffe. Daraus folgernd könnte es in der Gilde auch unterschiedliche Stufen einer »Rangordnung« geben. Wiederum auf dieser Vermutung aufbauend ließe sich annehmen, dass es sich bei der Organisation der Truveers u. U. um eine Art Orden oder Bruderschaft handelt. Und aufgrund der letztgenannten Spekulation stellt sich prompt die Frage: Gibt es eigentlich nur männliche Truveers ...? Dass auch Bardinnen durch Meeraka ziehen wurde bisher jedenfalls nicht ausdrücklich ausgeschlossen ...
Man sieht – Fragen über Fragen ranken sich um die geheimnisvollen Truveers, auch nach ihrem zweiten Gastspiel in der Serie. Ob Matt und Aruula irgendwann mehr darüber erfahren werden? Da zitiere ich doch mal in leichter Abwandlung einen hochgeschätzten Kollegen und sage nur: Abwarten und MX lesen! Aber ihr dürft mir glauben: Ich bin genauso gespannt wie ihr!

Anmerkung: Der vom Autor genannte Forumsbereich der Website www.maddrax.de gehörte zum alten MX-Portal und wurde inzwischen abgeschaltet. Die Internetadresse leitet zum neuen verlagseigenen Portal weiter.

Siehe auch